Häufig gefragt – Schukostecker oder Einspeisestecker (Wielandstecker)?
In diesem Beitrag darf ich dir aus Urheberrechtlichen Gründen nur sagen, wo du die Informationen finden kannst. Leider darf ich keine Auszüge aus den VDE-Vorschriften (VDE steht für Verband deutscher Elektrotechniker) veröffentlichen.
Übrigens haben die VDE-Vorschriften keinen direkten rechtsverbindlichen Status.
Sie spiegeln allerdings die anerkannten Regeln der Technik wieder. Diese Formulierung lässt sich allerdings z.B. im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) finden.
Sodass die VDE-Vorschriften doch einen rechtsverbindlichen Charakter erhalten.
Wären VDE-Vorschriften Gesetze, dann müssten diese kostenfrei für jeden zugänglich sein.
Stattdessen zahlt man eine ganze Menge Geld für die Einsicht in die Vorschriften.
Das Hausstromnetz bzw. das öffentliche Stromnetz wird als Niederspannungsnetz bezeichnet und das nicht nur in den VDE-Vorschriften.
Der Teil deines Stromnetzes in den du deine Geräte (z.B. dein Smartphone) einsteckst, wird als Endstromkreis bezeichnet.
Die genaue Definition findest du in meinem YouTube Video (2:27 Min) oder in der DIN VDE AR-N 4105.
Gemäß der DIN VDE 0100-551-1 und der DIN VDE 0628-1
müssen Niederspannungserzeugungsanlagen (Balkonkraftwerke) entweder fest oder über eine spezielle Energiesteckvorrichtung angeschlossen werden.
Bevor du dein Balkonkraftwerk an dein Stromnetz zuhause anschließt, solltest du die Strombelastbarkeit deiner Leitung prüfen, damit du den Steckdosenstromkreis nicht überlastest.
Die maximale Strombelastbarkeit ist von der Verlegeart und der maximalen Anzahl der gleichzeitig belasteten Adern abhängig. Wenn du dazu mehr wissen möchtest, dann schreibe mir einen Kommentar (z.B. auf YouTube).
Hier findest du einen guten Artikel zum Thema Strombelastbarkeit: Link
Um eine Überlastung der Leitung zu vermeiden, muss die Strombelastbarkeit der Leitung größer sein als die Summe des Bemessungsstromes der Schutzeinrichtung und dem Bemessungsausgangsstrom der Erzeugungsanlage (DIN VDE 0100-551-1).
Beispiel:
Also angenommen, deine Leitung dürfte mit 16A belastet werden, du hättest den Stromkreis mit einer 10A Sicherung abgesichert und würdest an diesen Stromkreis nun ein Balkonkraftwerk mit 600W (2,6A) Ausgangsleitung anschließen, dann bist du hier schon einmal auf der sicheren Seite.
Gemäß der DIN VDE 0100-551-1 darf je Endstromkreis nur maximal eine Stromerzeugungsanlage betrieben werden.
Außerdem muss der Endstromkreis gemäß DIN VDE 0100-410 mit einer Fehlerstromschutzeinrichtung ausgestattet sein.
Diese Fehlerstromschutzeinrichtung wird umgangssprachlich auch als FI-Schalter bezeichnet. Diese Schutzeinrichtung ist die einige, die dich als Menschen schützt.
Um nun die Frage des richtigen Steckers zu beantworten, schauen wir in die DIN VDE 0628-1.
Hier werden verschiedene Anforderungen an die Steckverbindung gestellt. Beide Steckverbindungen erfüllen diese Anforderungen. (Zu den IP-Schutzarten findest du in diesem Beitrag weitere Informationen).
Trotzdem haben die beiden Steckvorrichtungen noch vier Unterschiede.
- Erstens sind die Stiftkontakte des Schukostecker nicht berührungssicher ausgeführt.
- Zweitens kann der Schukostecker in einer beliebigen Richtung eingesteckt werden, d.h. er ist nicht verpolungssicher. (Dies ist beim Balkonkraftwerk allerding irrelevant).
- Und drittens hat der Wielandstecker eine Verrastung, sodass er nicht einfach ausgesteckt werden kann.
- Der letzte Unterschied ist die IP-Schutzart, während der Schukostecker „nur“ IP44 ist, hat der Wielandstecker die Schutzart IP66. Für die Anforderungen nach DIN VDE 0628-1 reicht allerdings IP44 vollkommen aus.
Wenn man von einer Norm abweichen möchte, muss man dafür sorgen, dass die gleiche oder eine höhere Sicherheit gewährleistet wird.
Im Falle des Balkonkraftwerkes bzw. auch bei konventionellen Photovoltaikanlagen, wird dies durch den sogenannten Netz- und Anlagenschutz sichergestellt.
Dieser ist in jedem Wechselrichter vorgeschrieben. In konventionellen Photovoltaikanlagen sorgt er z.B. dafür, dass bei Wartungsarbeiten am Versorgungsnetz keine Spannung eingespeist wird und die Monteure gefährdet werden.
Laut DIN VDE AR-N 4105 ist der Netz- und Anlagenschutz eine typgeprüfte Sicherheitseinrichtung, die auslösen muss, wenn eine der Schutzfunktionen anspricht.
Zu diesen Schutzfunktonen gehört u.a. die Überwachung der Spannung und der Frequenz.
Sollte die Spannung abweichen, z.B. weil wir den Stecker aus der Steckdose ziehen, muss der Wechselrichter in weniger als 300ms abschalten.
Damit wären auch die Stiftkontakte am Schukostecker in weniger als 300ms spannungsfrei.
Das heißt also, dass bei funktionierendem Netz- und Anlagenschutz keine Gefahr vom Schukostecker ausgeht. Außerdem wäre er nach den Vorgaben der DIN VDE 0628-1 eine mögliche Steckverbindung.
Da du als Laie allerding den Netz- und Anlagenschutz nicht überprüfen kannst und dieser auch defekt sein könnte, bietet der Wielandstecker mit seinen geschützten Stiftkontakten eine höhere Sicherheit.
Technisch gesehen spricht also nichts gegen des Schukostecker, allerdings musst du für dich selbst entscheiden, welchen Stecker du an deinem Balkonkraftwerk verwendest.
Solltest du an deinem Balkonkraftwerk einen Wielandstecker haben und du möchtest zur Ertragserfassung einen handelsüblichen Zwischenstecker verwenden, dann kannst du dir online einfach einen Adapter besorgen.
Ich hoffe ich konnte etwas Klarheit schaffen und du weißt nun, welchen Stecker du benutzen möchtest.
Wenn du Fragen hast, kannst du diese gerne in die Kommentare (z.B. unter meinen YouTube Videos) schreiben.
Die Videos findest du hier, auf meinem Youtube-Kanal
2 Gedanken zu „Schukostecker oder Einspeisestecker (Wielandstecker)?“